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                Presseerklärung der Wählerinitiative "Die 
              Linke/Liste Solidarität" zum Auftrag des Magistrates an das Büro 
              Rürup/Hujer zur Erstellung eines Gutachtens Rüsselsheim 2020  
                30. Januar 2006
               
                Die Rüsselsheimer Wahlinitiative "Die 
                Linke/Liste Solidarität kritisiert mit Nachdruck die 
                Auftragsvergabe des Magistrates an das Büro Rürup/Hujer zur 
                Erstellung eines Gutachtens Rüsselsheim 2020. Die Fraktion 
                "Liste Solidarität" wird in die nächste Sitzung der 
                Rüsselsheimer Stadtverordnetenversammlung einen Antrag 
                einbringen, die ohne vorherige Konsultation der 
                Stadtverordnetenversammlung Auftragsvergabe umgehend 
                zurückzunehmen.  
                Ihren Antrag begründet die Liste vor allem mit 
                ihrer Ablehnung der kostenintensiven Gutachtenflut und der 
                Haltung von Professor Rürup zum Ausbau des Frankfurter 
                FLughafens und in sozialpolitischen Fragen. 
                   
                Begründung:  
                .  Nach Angaben des Magistrates geht es bei 
                der Studienvergabe um die Frage, "ob die Stadt Rüsselsheim 
                weiter ein traditioneller Automobilstandort bleibe oder weitere 
                zukunftsträchtige Branchen brauche". Die Diskussion dieser Frage 
                hat in Rüsselsheim eine lange Tradition und Überlegungen hierzu 
                flossen auch wiederholt in die Debatten der 
                Stadtverordnetenversammlung ein. Bei diesen Diskussionen wurde 
                immer deutlich, dass sie aus der Stadtgesellschaft heraus und 
                auch in der Stadtverordnetenversammlung kompetent und mit 
                Sachverstand geführt werden können. In den vergangenen Jahren 
                hat sich dabei herauskristallisiert, dass die Bedeutung der 
                Automobilindustrie für Rüsselsheim rückläufig ist und dass 
                angestrebt werden muss durch die Ansiedelung weiterer Betriebe 
                eine Abkehr von der wirtschaftlichen Monostruktur zu erreichen. 
                Dies ist nichts Neues. Strittig ist, in welchem Maße 
                handwerkliche Betriebe eine Chance erhalten sollen, doch auch 
                hier wurden jetzt Entscheidungen gefällt, mehr Gewerbeflächen 
                für mittelständische Betriebe auszuweisen. Von der Liste 
                Solidarität wurde auch die Frage aufgeworfen, ob es nicht 
                sinnvoll sein könnte, durch eine intensivere Förderung des 
                Wohnungsbaus, Menschen, die in Rüsselsheim arbeiten, für ein 
                Wohnen in Rüsselsheim zu gewinnen.  
                Die Sachlage zum Thema ist also klar und die 
                Kosten für ein Gutachten können gespart werden. Die 
                Gutachtenvergabe ist daher nicht einer tatsächlich offenen Frage 
                geschuldet, sie geht vielmehr auf das Bedürfnis des Magistrates 
                zurück, die nach der Fehlentscheidung zur Teilprivatisierung der 
                Stadtwerke angeschlagene Autorität durch angebliche 
                Wissenschaftlichkeit aufzupolieren.  
                .  Professor Rürup ist in für Rüsselsheim 
                zentralen Zukunftsfragen als objektiver Berater völlig 
                ungeeignet. Seine Aussage, "wir werden uns nicht mit der Frage 
                Ausbau ja oder nein beschäftigen" unterstreicht, wie wenig er 
                und sein Büro den Rüsselsheimer Verhältnissen Rechnung tragen. 
                Wenn es ein zentrales Hemmnis für die Ansiedelung von weiterem 
                Gewerbe in Rüsselsheim gibt, so ist dies die extreme 
                Lärmbelastung der Stadt, die insbesondere durch den Flughafen 
                verursacht und durch den geplanten Ausbau weiter verschärft 
                wird. Die Professoren Hujer und Rürup haben für die Betreiber 
                des Flughafenausbaus ein zentrales Gutachten erstellt, mit dem 
                sich aktuell auch die Anwälte der Stadt Rüsselsheim im laufenden 
                Erörterungsverfahren auseinander setzen müssen. Wie sollen 
                tragfähige wirtschaftspolitische Ratschläge erbracht werden, 
                ohne die negative Funktion des Flughafenausbaus gebührend zu 
                berücksichtigen? Wie sollen Gutachter hier die Interessen 
                Rüsselsheims herausarbeiten, die andernorts offensiv und in 
                direkter Gegnerschaft zur Stadt Rüsselsheim für diesen Ausbau 
                Partei ergreifen? Rürup und seine Agentur sind hier die völlig 
                falschen Partner für unsere Stadt.  
                .  Professor Rürup ist in den vergangenen 
                Jahren immer wieder durch öffentliche Vorstöße für verschärften 
                Sozialabbau hervorgetreten. Ob dies die Hartzgesetze, die 
                Verlängerung der Wochenarbeitszeit, die Verlängerung der 
                Lebensarbeitszeit oder sein jüngster Vorstoß zur Kürzung der 
                Hinterbliebenenrente war, überall dort, wo es um verschärften 
                Sozialabbau ging, spielte Rürup eine Vorreiterrolle. Und im 
                Spiegel 4/2006 machte er noch einmal seine Philosophie deutlich. 
                Weil sich die ArbeitnehmerInnen in Deutschland bedingungslos den 
                Interpretationen der Arbeitgeberseite im Hinblick auf 
                internationale Wettbewerbsfähigkeit unterordnen sollen und 
                kritisierte er die IG-Metall Forderung nach 5% mehr Lohn als 
                "problematisch". Es ist daher kein Wunder, dass auch der DGB die 
                Auftragsvergabe an Rürup und dessen Büro kritisiert. Wir 
                brauchen Konzepte für ein soziales Rüsselsheim, für eine Stadt 
                in der Solidarität das oberste Ziel politischen Handelns ist und 
                in der die Politik darauf orientiert, wirtschaftliches Handeln 
                wieder den Bedürfnissen der hier lebenden Menschen 
                unterzuordnen. 
                
               
               
                
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