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Medienreflexe Juli/August 2008:

Diesmal wie angekündigt einige Blicke auf linke Druckerzeugnisse.

1) Freitag, Klaue und ein Leserbrief
 2) Blätter für deutsche und internationale Politik
    a) Krippendorf
    b) Lauermann
3) a) Z, die Zeitschrift für marxistische Erneuerung
        b) junge welt

4) Z, Goldberg
5) Prokla 151
6) Argument
7) konkret
8) Marxistische Blätter

1.) Nach außen am meisten Aufsehen erregte die Wochenzeitung Freitag, 1990 hevorgegangen aus dem  „Sonntag“, Zeitung des DDR-Kulturbundes und der westdeutschen „Volkszeitung“, deren Vorgänger wiederum in der Friedensbewegung und der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) wurzelten.
Sie wurde nämlich Ende Mai von Jakob Augstein, Sohn und Erbe des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein gekauft.

In der Ausgabe vom 27. Juni erschienen dann dort die beiden folgenden Beiträge:
Magnus Klaue: Das Jünger´sche Liederlebnis - Plumpsklopoesie (http://www.freitag.de/2008/26/08261501.php) und
Die Europaabgeordneten Sylvia-Yvonne Kaufmann (Linke) und Frithjof Schmidt (Grüne) über Irlands Mister McCreevy, Kerneuropa sowie den vierten und fünften Reform-Versuch
(http://www.freitag.de/2008/26/08260601.php)

Dazu schrieb der Autor dieser Medienreflexe folgenden Leserbrief an den freitag:
* * *
Leserbrief zu "Das Jünger'sche Liederlebnis" (Magnus Klaue), Freitag 26 vom 27.6.2008

Degenhardt, ein - gemäß Klaue - sogenannter linker Intellektueller mit zerrupftem Hirn, sagte, sie wollten auf der Burg Waldeck damals (ab 1964) "diese Lieder trotzdem neu interpretieren". Klaue macht daraus, im missglückten Versuch Gremlizas Express als ExBooklet zu imitieren, ein die "Nazis ... neu interpretieren" . Auf diesem Niveau geht es in Klaues Artikel schon los und auch weiter: Die anscheinend allmächtige Waldeck-Kultur ist da einerseits "zur Leitkultur avanciert" (wohl weil Degenhardt, Süverkrüp und Wader seit Jahrzehnten täglich in Funk und Fernsehen abgenudelt werden), andererseits "Nährboden diverser ... Subkulturen geblieben" . Die drei genannten waren (offenbar vor der Gründung dieser Partei und teilweise knapp zehn Jahre vor einem Parteieintritt) "DKP-Chargen" und die "Verbalradikalisten" Degenhardt und Süverkrüp mochten von der Existenz von "so etwas wie Konzentrationslagern" nichts wissen. Den meisten Freitag-Lesern muss man (noch) nicht darlegen, was für ein Stuss das ist. Herr Klaue: Einfach mal nachhören bzw lesen (u.a. Süverkrüp: Kirschen auf Sahne , Nachtgebet eines Untertanen; Degenhardt: Notar Bolamus, In den guten alten Zeiten, Wölfe mitten im Mai) .
Klaue liest aus dem Booklet, dass Moßmann etwas "unfreiwillig" präzise beschreibt und dass sich Kahle "stolz" an Kolibakterien im Trinkwasser erinnert. Und er erkennt, dass Wader und Degenhardt dem "Mob huldigen". Weil sie - ganz im Gegensatz zu George Brassens, der die "Traditionen des Chansons ... in sich aufgenommen hatte" - "an die heimische Vokalmusik anknüpfen".
Klaue, der woanders auch schon Besseres publiziert hat, präsentiert sich hier - in seiner eigenen Diktion - als kerndeutscher Ur-Journalist: Wenig Ahnung vom Gegenstand, dafür mit einer umso lauthälsiger verkündeten festen Meinung.
Dazu dürfen sich dann auf den Seiten zur EU-Krise Sylvia Yvonne Kaufmann und Frithjof Schmidt gegenseitig in ihrer Befürwortung des Lissabonner Vertrags bestätigen (Paarungen wie z.B. Kaufmann/Tobias Pflüger oder Schmidt/Sahra Wagenknecht wären ja auch möglich gewesen) und bei den abgedruckten Regelungen fehlen genau die zur Militarisierung, zur "offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb" und zur Flüchtlingsabwehr.
Sollte der Augstein-Freitag zum Crossover-Projekt zwischen staatstragenden Rosa-Grünen und sich als Antideutsche camouflierenden Antikommunisten entwickelt werden, werden viele um den Text eines Waldeck-Teilnehmers nicht herumkommen: "Gute Nacht Freitag, ..." .

Heinz-Jürgen Krug
Rüsselsheim, 28.6.2008
* * * * 
Dazu kam vom Kulturredakteur folgende, auch gleich wieder beantwortete Antwort:
Von: Matthias Dell <dell@freitag.de>
An: heinzjkrug@aol.com
Verschickt: Mo., 30. Jun. 2008, 11:41
Thema: Ihr Leserbrief
lieber herr krug,

vielen dank für ihren leserbrief, der in einer der kommenden ausgaben abgedruckt werden wird. natürlich wird ihr einspruch auch an den autor des artikels weitergeleitet. nur kurz möchte ich darauf hinweisen, dass es keinen zusammenhang zwischen dem neuen verleger und dem text von magnus klaue gibt (wie es auch keinen gibt bei der auswahl der gesprächspartner zum thema eu-krise). hinter klaues polemischer kritik steckt kein größeres konzept, sondern allein der autor - als eine stimme in einer zeitung, der es auch daran gelegen sein will, die ikonen, mythen und selbstverständlichkeiten des ihr eigenen denkens mitunter kritisch zu hinterfragen. was natürlich nicht heißt, dass man über die form, in der das geschieht - was ihre zuschrift und andere zeigen -, wiederum nicht streiten kann,

schöne grüße
matthias dell
kulturredakteur  
* * * * * *
Von: heinzjkrug@aol.com
An: dell@freitag.de
Verschickt: Mo., 30. Jun. 2008, 12:18
Thema: Re: Ihr Leserbrief
Hallo Matthias Dell,
danke für die schnelle Antwort.
Würde mich freuen, wenn der Leserbrief (möglichst ungekürzt) veröffentlicht würde.
Ich habe übrigens momentan noch kein größeres Konzept hinter den beiden Artikeln vermutet und deshalb auch geschrieben "sollte ... entwickelt werden ..." . Ich wollte aber wenigstens meine Meinung zu einer potentiellen Konzeptentwicklung in Richtung der beiden erwähnten Artikel dargelegt haben.

Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Jürgen Krug
* * * * *
Drei Freitag-Ausgaben später dann folgende ergänzende Anmerkung:
* * * * *
Von: heinzjkrug@aol.com
An: dell@freitag.de; redaktion@freitag.de
Verschickt: Sa., 2. Aug. 2008, 14:42
Thema: Fwd: Ihr Leserbrief
Hallo Matthias Dell,
habe nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub bei Durchsicht der Freitag-Ausgaben festgestellt, dass mein Leserbrief entgegen ihrer Ankündigung in keiner der Ausgaben abgedruckt wurde. Schade!
Zwar wurde der größte Teil meiner Argumente durch die anderen Leserbriefe und insbesondere durch den Gegen-Artikel von Holger Böning (http://www.freitag.de/2008/28/08282002.php ) abgedeckt, aber das Zusammendenken mit den EU-Seiten und die sich daraus ergebenden, mit der Hoffnung auf künftige Widerlegung formulierten, Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Kauf des Freitag durch Herrn Augstein gaben meinem Brief doch offenbar ein gewisses Alleinstellungsmerkmal.

Nicht gerade zur Dämpfung meiner Befürchtungen hat das Auftreten von Julian Nida-Rümelin, Minister unter Kanzler Schröder, als neuer Gastkommentator in der darauffolgenden Ausgabe beigetragen (http://www.freitag.de/2008/28/08280203.php). Der war nämlich gerade im Mai/Juni-Heft der GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz mit einem doppelseitigen Artikel zum Einsatz gekommen, um die offenbar als gefährdet eingestufte GEW-Mitgliedschaft vor den Versuchungen der Partei „Die Linke“ zu bewahren. Er tat dies unter anderem mit den kontrafaktischen Hinweisen auf  „DKP-Mitglieder unter ihren Funktionären“ (na wenigstens keine DKP-Chargen) und auf ihre „zentrale programmatisch Festlegung“ auf „die ablehnende Haltung gegenüber der europäischen Integration“ .
(Anmerkung für Medienreflexe-Leser: vgl. zu Nida-Rümelin in den Medienreflexen Mai/Juni 2008, http://www.liste-solidaritaet.de/seiten/2008/08_05-6_medienreflexe.html#1a )

Mit freundlichen Grüßen
Heinz-Jürgen Krug
* * * * * *

Wieder sehr schnell antwortete Matthias Dell, entschuldigte sich, rechtfertigte das Auftreten von Nida-Rümelin und versprach, sich für eine verspätete Veröffentlichung einzusetzen. Am 15.8. hatte er es dann geschafft. Der Leserbrief erschien im Freitag.
Aber: Genau der Teil zu den EU-Seiten und dem Kauf durch Jakob Augstein fehlte. So bleibt die Exklusivität für Medienreflexe-Leserinnen und Leser wenigstens teilweise erhalten.

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2.)
Eine ähnliche lange und (bis auf den DDR-Teil) politisch ähnliche Geschichte wie der „Freitag“ haben die „Blätter für deutsche und internationale Politik“, 1956 aus der Bewegung gegen die Re-Militarisierung der Bundesrepublik heraus gegründet.
Die Blätter greifen, nachdem sie sich im April-Heft mit Götz Alys 1968 = 1933 – These auseinandergesetzt hatten (siehe auch http://www.liste-solidaritaet.de/seiten/2008/08_03_medienreflexe.html#b ) im Juli-Heft das Thema 1968 noch einmal in zwei Artikeln auf:
2a) Ekkehart Krippendorf (emeritierter Professor f. Politikwissenschaft) schildert in „1968 – Moral und Engagement“ seine individuelle Vor- und (durchaus nicht unbedeutende) Beteiligungs-Geschichte von 1968 und widerlegt dabei en passant einmal mehr Alys Antiamerikanismus-Verdikt gegen d i e 68er . Und er sieht im heutigen Zustand der SPD – „geradezu dramatisch und ohne ieden Hoffnungsschimmer am Horizont“ – eine Spätfolge des „moralischen Ausverkaufs der SPD der 60er Jahre„ (große Koalition unter dem NS-Parteigenossen Kiesinger als Kanzler, Notstandsgesetze, Berufsverbote).
„Was würden um die Zukunft unserer Gesellschaft besorgte Bürgerinnen und Bürger heute nicht alles geben, wenn sie auch nur einen Teil des moralischen Enthusiasmus der 68er, wie utopisch er im konkreten auch gewesen sein mag, wieder beleben könnten!“ Mag ihm der Schreiber der Medienreflexe darin auch folgen, ist das beim folgenden Zitat nicht mehr möglich : „Mobilisierbare moralische Ressourcen, über die die amerikanische Gesellschaft in der Figur von Barack Obama zu verfügen scheint, haben die linken (E.K: meint damit die SPD) ebenso wie bald darauf die grünen Realpolitiker um kurzfristiger taktischer Erfolge willen damals verdorren lassen“ .Barack Obama, der einen Teil der US-Truppen aus dem Irak für einen erfolgreicheren Krieg in Afghanistan nutzen will, Barack Obama, der sich vor Patriotismus fast überschlägt, Barack Obama, dessen außenpolitischer Berater Zbigniew Brzezinski einen neuen kalten Krieg gegen Russland befürwortet, dieser Obama als Hoffnung erweckende moralische Resource?

2b) ’ "68" - Theorie als Realität ’ heißt der Artikel von Manfred Lauermann. Er versucht, jenseits von Alys Verdammung und jenseits „der Illusionen, die noch zum 30. Jahrestag viele Ehemalige über das ‚rot-grüne Projekt’ sich einreden wollten“ eine Schilderung der wesentlichen Denkbewegungen jener Zeit. Und damit die Beanwortung seiner Frage : „Warum wurde eine Fundamentalliberaliserung als proletarische Revolution missverstanden?“ . Trotz einiger zweifelhafter Einschätzungen (Habermas’ Hannoveraner Rede nach dem Mord an Benno Ohnesorg mit dem „Linksfaschismus“-Vorwurf war solidarisch? Abendroth gelingt 1967 der politische Sieg über den antiautoritären SDS?) ein sehr lesenswerter Text des bekennenden Mitglieds des „Vereins der materialistischen Freunde Hegels“ .

Beide Texte sind mit Hilfe eines Online-Abos der Blätter für jährlich 20 Euro unter www.blaetter.de lesbar
und "downloadbar" .

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3)
3a) Z, die Zeitschrift für marxistische Erneuerung (mit 18 Jahren deutlich jünger als die „Blätter“) , geht in ihrer Nummer 74 mit einem kompetenten Autor noch ein paar Jahre weiter zurück in die Vorgeschichte von 1968. Eberhard Dähne, 1960/61 in Kiel Gruppenvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), 1961/62 dessen Bundesvorsitzender, schildert das Zusammenspiel von theoretischen Studien und Aktionen in der Kieler Provinz an den Beispielen Nazi-Vergangenheit, Hochschulpolitik, Antikommunismus und internationale Solidarität (www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/pdf/z074s069.pdf). Dähne beschreibt dann die Auseinandersetzungen in und mit der SPD-Führung, die in den „Unvereinbarkeitsbeschluss“ der SPD gegen den SDS , aber auch gegen den Frankfurter Unterbezirk der „Sozialistischen Jugend – Die Falken“ mündete. Ihre Hauptsünde : Mit-Aufruf zu den Ostermärschen der Friedensbewegung. In Folge des Rauswurfs wurde übrigens in Frankfurt 1962 der Club Voltaire als Veranstaltungs- und Bildungsort gegründet (ein paar Jahre später folgte der in Rüsselsheim). Die Ostermärsche, den Frankfurter Club Voltaire und auch die SPD gibt es ja noch. Und Eberhard Dähne, in den letzten Jahren in Frankfurt als parteiloser Stadtverordneter und OB-Kandidat für die Linke aktiv hat auch den in Rüsselsheim kommunalpolitisch Aktiven schon referierend und beratend zur Seite gestanden.
3b) Eine freundschaftliche Würdigung des durchaus vorbildlichen politischen Wissenschaftlers Dähne zu seinem 70. Geburtstag  konnte man in einem weiteren linken Periodikum, der „Jungen Welt“ vom 28.8. aus der Feder von Georg Fülberth (emeritierter Professor f. Politikwissenschaft und aktiver Kapitalistiker) lesen (http://www.jungewelt.de/2008/08-28/047.php). Aus den übrigen hier vorgestellten Druckerzeugnissen ragt die Junge Welt durch ihre Erscheinungsweise hervor: sie ist die einzige linke Tageszeitung.

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4)
Ebenfalls in der Nummer 74 der „Z“ bespricht Jörg Goldberg das Buch „Nicos Poulantzas – Aktualität und Probleme materialistischer Staatstheorie“ von Alex Demirovic, Goldberg referiert die Kernaussage von Poulantzas (und Demirovic) von der relativen Trennung von Ökonomie und Staat als Grundlage für eine nicht-ökonomistische Analyse des Staats und der sozialen und politischen Kämpfe. Zwar sei der Staat mit Marx "ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisie verwaltet", könne dies aber nur erfolgreich, indem er der Gesellschaft als Vertretung des Allgemeininteresses gegenübertritt. Zur Erklärung des Erfolgs greift Poulantzas auf den Begriff der ideologischen Verschleierung zurück. Goldberg hält diese Erklärung für unzulänglich und kritisiert die regulationstheoretischen Kritiker einer ökonomistischen Staatsableitung wegen ihrer Unterschätzung der Bedeutung der politischen Regulationsunfähigkeit des ökonomischen Regulators Markt. Goldbergs These: "Der kapitalistische Staat sichert das Funktionieren des kapitalistischen Marktes und ist nur vermittelt über diese Funktion Klassenstaat" .

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5)
Demirović selbst ist Redakteur der Zeitschrift „Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft“ sowie im Beirat der Zeitschrift „Das Argument“. In der aktuellen Prokla 151 "Gesellschaftstheorie nach Marx und Foucault" versucht er zu belegen, "dass Foucaults Arbeiten sich im Horizont der von Marx umrissenen Theorie befinden, sich erst in diesem Theorieprogramm angemessen erschließen, es aufnehmen und erweitern" . Der volle Text, der sich unter anderem mit den Verhältnissen von Wahrheit und Macht sowie Macht und Ökonomie beschäftigt unter http://www.prokla.de/Volltexte/151demirovic.pdf .

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6)
Im Argument (Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, 1959 gegründet und von einiger Bedeutung für den studentischen Teil der 68er Bewegung) bespricht John Kannankulam Demirovics Poulantzas-Buch (siehe 4), umkreist dabei auch die Erklärungsversuche der "Besonderung des Staates von der Ökonomie" ohne aber wie Goldberg eine eigene These aufzustellen. Unmittelbar dahinter bespricht (um hier einen Hauch von Lokalpatriotismus unterzubringen) Florian  Flörsheimer das von Kannankulam mitherausgegebene "Poulantzas lesen"-Buch (http://www.kannankulam.de/wp-content/uploads/2008/08/rezension_argument-275.pdf) und endet mit der auffordernd-optimistischen Feststellung, dass "Poulantzas' Werk zum Bestand des strategischen Wissens zählt, mit dem die kapitalismuskritische Bewegung den Gegenwartskapitalismus nicht nur besser zu analysieren, sondern auch Strategien zu entwickeln vermag, um auf seine Überwindung hinzuwirken" .

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7)
Auf einen anderen Autoren, der zum Bestand des oben benannten strategischen Wissens zählt, weist Georg Fülberth (vgl. 3b) in der August-Ausgabe der Zeitschrift konkret (gegründet 1957 und wie Blätter, Argument, Deutsche Volkszeitung und Waldeck vor, in und nach 1968 nicht ohne Wirkung) hin. Unter dem Titel "Wie sozialdemokratisch ist das Kapital" (Teilantwort: weniger jedenfalls als noch vor 40 Jahren) empfiehlt er angesichts der Analyse der 1973 beginnenden Entwicklung zum "finanzmarktgetriebenen Kapitalismus" den Autor Karl Marx mit seinem Buch Das Kapital Bd 3 zu den Stichworten Entlassungen, verstärkter Maschineneinsatz, Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals, sinkende Profitrate (MEW, 25, S. 221 - 277; wer Fülberths Aufforderung "Sie müssen das mal nachlesen" online nachkommen möchte: http://www.mlwerke.de/me/me25/index.htm).

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8)
Um Manfred Lauermann (mangels Festanstellung nicht emeritierter früherer Gastprofessor und Lehrbeauftragter an etlichen Universitäten, siehe auch 2b) noch einmal und die Marxistischen Blätter (die 1963 von Marxisten aus dem Umfeld der verbotenen KPD gegründet ebenfalls ihren Beitrag zur Vorgeschichte von 1968 in Deutschland leisteten) erstmals zu erwähnen: der non-konformistische Intellektuelle, frühere "Dutschke von Hannover" veröffentlicht in der eng mit der DKP verbundenen Zeitschrift zu einem weiteren Aspekt von 1968, der chinesischen Kulturrevolution, einen Artikel. Und der widerspricht in wesentlichen Punkten ("die evolutionäre Bedeutung der Kulturrevolution" , "das illegitime Kind der Kulurrevolution - die Demokratisierungsbewegung 1989" , "Deng Xiaping als alle anderen überragender Staatsmann" , "die Kulturrevolution als spezifische Operation der Moderne, die sich selbst als Fundamentalismus begreifen musste") den auch unter Linken gängigen Auffassungen über diesen historischen Prozess.

* * * * * * * * * * * *

Dass in den verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften immer wieder die gleichen Namen als schreibende und beschriebene Autoren auftauchen, zeigt zum einen, wie begrenzt doch das Reservoir an linken Autoren ist, zum zweiten, dass emeritierte Professoren gut und gerne die Lücken und ihre freie Zeit journalistisch-wissenschaftlich füllen. Es zeigt aber zum anderen, dass es, teilweise auch aus der Not geboren, statt der früher oft üblichen Abgrenzung ein wirkliches Gespräch unter den Linken gibt.

Zur Vertiefung dieses Gesprächs und der Lesefrüchte dieser Medienreflexe wollen in Zukunft drei linke Gruppierungen des Kreises Groß-Gerau gemeinsam beitragen. Die Linke/Liste Solidarität Rüsselsheim und die Kreisverbände von Die Linke und der DKP werden einen Lesekreis und Veranstaltungen zu linker Theorie unter dem Arbeitstitel : „Ein Gespenst kehrt zurück – Marxismus für das 21. Jahrhundert„ anbieten.
Die kulturell-politische Auftaktveranstaltung mit Erich Schaffner und Georg Klemp findet am 30. September, 19:30 im Lassallesaal der Stadthalle Rüsselsheim statt.

Alle erwähnten Periodika sind natürlich finanziell nicht auf Rosen gebettet und daher über den zum Teil kostenfreien Online-Zugriff hinaus auch auf Kauf bzw. Abo der Papierausgaben angewiesen.

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