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Medienreflexe Dezember 2011

Doppelt gemoppelte Pleonasmen und
Kritik einer kritischen Kritik

a)
Es gibt einige Worte, die in zeitgeistig "in" erscheinenwollenden Reden/Texten selten fehlen:
Dass von zukunftsfähig vernetzten Querdenkern gut aufgestellte Leuchttürme ins 21. Jahrhundert katapultiert werden (vgl. http://www.liste-solidaritaet.de/seiten/medienreflexe/2011_08_2_medienreflexe.html) und so mit einem Quantensprung (vgl. http://www.liste-solidaritaet.de/seiten/medienreflexe/2011_10_medienreflexe.html ) der Turnaround der Zivilgesellschaft zum Jahrhundertereignis wird, daran hat frau/man sich ja einigermaßen gewöhnt.
Gefährlich wird es für Redner/Texter aber dann, wenn sie "inne" Fremdwörter benutzen, ohne ihre genaue Bedeutung zu kennen.
So schreibt in der Wochenzeitung "freitag" vom 17.11. Ulrich Herb über "Open Research", bei der u.a. "Impact Metriken" den Übergang der "scientific community" zur "data driven science"  im Sinne der "Wissenschaft als netzaffines Wesen" voranbringen. Soweit, so na ja. Unerlässlich dabei findet der "Wissenschaftsberater und Referent für elektronisches Publizieren" Formen "kollaborativer Zusammenarbeit" - am besten auch noch "vernetzt". Das ist dann mindestens zweieinhalbfach gemoppelt und der progrediente Fortschritt damit vor-programmiert.

In der aktuellen Prokla 165 schreibt Alex Demirovic (vgl.: http://www.liste-solidaritaet.de/seiten/medienreflexe/08_07-8_medienreflexe.html#5 ) über "Kritische Gesellschaftstheorie und die Vielfalt der Emanzipationsperspektiven", lässt dabei "alle Elemente rekursiv auf den Ausgangspunkt zurücklaufen" und schafft damit einen eleganten  zweidreiviertelfachen Moppel.
Dass er kurz darauf die "Selbstbeschreibungen der Gesellschaft ... ihrer (welcher? der Selbstbeschreibungen? der Gesellschaft?) Kontingenz (= zufälliges Auftreten) Rechnung tragen" lässt, "weil die Funktionssysteme sich wechselseitig beobachten" lässt allerdings die Eleganz massiv vermissen und führt wegen Luhmannaffinität zur Abwertung in der B-Note.

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b)
In der Dezemberausgabe der Zeitschrift konkret (http://www.konkret-verlage.de/kvv/kharchiv.php?jahr=2011) versucht sich Rainer Trampert an einer - durchaus notwendigen - Kritik der "Deutschen Reformromantik" um zu zeigen "warum eine auch von Linken propagierte keynsianische Lösung der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht funktioniert". Wobei ihm allerdings zwei "Ungenauigkeiten" unterlaufen, die im folgenden Leserbrief dokumentiert und kritisiert werden:

Leserbrief zu Konkret 12/11, Artikel "Deutsche Reformromantik"

Auch bei der Kritik der romantisch-reformistischen Kapitalismuskritik sollte nüchtern-revolutionäre Tatsachentreue walten.
Der von Trampert anzitierte Satz "Zu unterscheiden ist weiter zwischen Unternehmern, die Funktionen im Wertschöpfungsprozess wahrnehmen, und reinen Finanzkapitalisten" steht entgegen seiner Behauptung nicht im Programm der Linkspartei. Er stand zwar im Entwurf, wurde aber daraus entfernt. Unter anderem deshalb, weil der hessische Landesparteitag, unter anderem meiner Argumentation folgend (Tramperts eigene im folgenden Absatz klingt fast so, als hätte er dabei zugehört), die Streichung des Satzes beantragte und weil der Bundesparteitag dem folgte.
Man mag es zwar, wie ich, schlimm finden, dass der Satz überhaupt formuliert wurde und dass vielen Mitgliedern der Linkspartei beim Lesen nichts auffällt. Man kann es aber auch gut finden, dass bei Darlegung der historischen und gegenwärtigen Zusammenhänge und Anknüpfungspunkte des Satzes Einsichten erfolgen und Schlussfolgerungen gezogen werden.

Tramperts Behauptung, Flaßbecks "Vorschlag, dem Weltkapitalismus Lohnerhöhungen zu verpassen" sei "eine fixe Idee zur Schwächung der deutschen Konkurrenten" ist der fixen Idee geschuldet, es überall mit deutschnationalen Standortkriegern zu tun zu haben. Flaßbeck betont immer wieder (im folgenden zitiert aus einem Interview auf dw-world, 23.11.11) "... also müssen in Deutschland die Löhne jetzt systematisch stärker steigen und in anderen Ländern entsprechend weniger" denn "Deutschland muss auf seine Überschüsse im Außenhandel verzichten und muss selbst Defizite hinnehmen, weil die anderen Überschüsse machen müssen, um ihre Schulden zurückzuzahlen" . Also Flaßbeck will die deutschen Kapitalisten gegenüber ihren Konkurrenten schwächen.

Solche "Ungenauigkeiten" entwerten den Artikel (in dem ja auch gute Argumente formuliert werden) massiver, als es die Verschärfung der Krise mit den Ansprüchen auf Renditen aus dem bunten Strauß der Formen des fiktiven Kapitals tun wird.

Heinz-Jürgen Krug

 

 

   
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